Veranstaltung: | 40. LPT BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt |
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Tagesordnungspunkt: | 7. Wahlen zum Landesvorstand |
Antragsteller*in: | Hinrich Nowak |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 13.06.2018, 13:08 |
B-13: Bewerbung als Beisitzer für den Landesvorstand
Antragstext
Liebe Delegierte, liebe Bündnisgrüne in Sachsen-Anhalt,
Wahlen im Landesverband sind ein guter Anlass, darüber nachzudenken, wie man
sein persönliches Engagement in den nächsten Jahren verorten und verstanden
haben möchte. Wir alle wissen, dass in Sachsen-Anhalt grüne Politik kein
Selbstläufer und kein leichtes Geschäft sind. Die jüngsten Ereignisse zeigten
dies überdeutlich. Mehr denn je ist unser aller Engagement für die grüne Sache
gefragt.
Kritik ist gut und richtig, wenn sie angebracht ist und frei von persönlichen
Ressentiments in den richtigen Räumen vorgetragen wird. Ja, ich habe wie andere
auch an der Arbeit des Landesvorstandes der letzten zwei Jahre in Teilen Kritik
geübt. Dies getan zu haben ist die eine Sache, daraus die andere logische
Konsequenz, sich für eine Mitarbeit im Landesvorstand zu bewerben und seine
Kraft in die gemeinsamen Aufgaben zu investieren.
Gerade in den kommenden Jahren mit einer Vielfalt von großen Aufgaben braucht
unser bündnisgrüner Landesverband einen starken Landesvorstand. Einen, der sich
mehr mittel- und langfristigen Themen und Aufgaben zuwendet und das operative
Tagesgeschäft als eine Aufgabe der gut funktionierenden Landesgeschäftsstelle
mit kompetenten Mitarbeiter*innen versteht. Einen der vorausschauend agiert und
weniger reagiert und einen, der mit Augenmerk in die Partei wirkt und über die
Parteigrenzen hinaus aktiv wird.
Vor uns stehen Wahlen, wo man sehr genau auf uns schaut. Viel zu oft ist die
politische Debatte im Land nicht mehr von Inhalten geprägt, sondern eher von
persönlichen Angriffen, die oft genug das Maß der Erträglichkeiten übersteigt.
Und dennoch müssen wir unsere Politik den Menschen im Land noch genauer
erklären. Wir sollten eben nicht nur sagen was wir nicht wollen, sondern das
Warum und unsere grünen Ziele und Alternativen mehr und besser kommunizieren.
Gerade hier haben der Landesvorstand und die gesamte grüne Basis einen Vorteil
vor der Arbeit der Landtagsfraktion. Der Koalitionsvertrag ist ein Kompromiss,
aber er darf uns nicht daran hindern uns inhaltlich weitergehender zu
positionieren. Das ist unsere Pflicht als Partei gegenüber uns und unseren
Wähler*innen. Hierbei zählt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen
Mitgliedern im Landesverband. Lasst uns wieder mehr gemeinsam innerparteilich
und darüber hinaus mit berufsständischen und anderen Interessenverbänden ins
Gespräch kommen, lasst uns hören, was sie zu sagen haben und schaffen wir es,
dass uns sehr genau zugehört wird. Keine Überwindung kann größer sein, als die,
sich gegenseitig nicht mehr zuhören und miteinander reden zu wollen. Wir
brauchen wieder mehr Format der Partei und den Biss, uns auch mit Vertretern an
einen Tisch setzen zu wollen, die andere Vorstellungen vom Hier und Jetzt und
der Zukunft haben. Auch könnten Grüne Townhall-Meetings in den Städten und den
ländlichen Räumen einen neuen Versuch für Bürgerdialoge darstellen. Wir müssen
den Mut haben mit den Bürgerinnen und Bürgern über unsere Themen zu streiten.
Das ist Teil unseres politischen Auftrages und dieser darf sicht- und hörbarer
über die Grenzen der Fraktion hinaus wahrgenommen werden. Wie aber genau dieser
Dialog und die Gespräche in den nächsten zwei Jahren zu führen sind, wird u.a.
mein Anliegen sein.
Strukturen und Mechanismen, die vor zehn oder zwanzig Jahren noch gut oder gut
genug funktionierten, müssen heute nicht mehr das bedeuten, was sie einmal
waren. Es ist aus meiner Sicht an der Zeit, diese zu hinterfragen und ggf.
Veränderungen und Anpassungen vorzunehmen. Unsere Partei verändert sich ähnlich
wie wir dies in der Gesellschaft im Allgemeinen wahrnehmen. Nicht nur die
Partei, sondern ebenso unsere Mitglieder und Aktiven werden älter. Der
Altersdurchschnitt liegt aktuell im Mittel bei 50 Jahren. Damit sind wir zwar im
Vergleich zu anderen demokratischen Parteien noch besser dran, aber die
Gesamtbetrachtung lässt eine Entwicklung erahnen, die zwangsläufig das Thema auf
die Tagesordnung setzt. Oder wie schrieb es Der Spiegel in Vorbereitung der
Bundestagswahl 2017 so schön: „Nicht nur das Wahlvolk wird immer älter, auch die
Politik ergraut.“ (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bund-estagswahl-
2017-die-parteien-in-zahlen-a-1167836.html, Abruf: 04.06.18). Was müssen wir
tun? Sicher nicht eine alternde Gesellschaft verdammen oder uns in Selbstmitleid
ergehen und resignieren. Wir sollten vielmehr unsere Parteistrukturen anschauen,
unsere Größen und Altersdurchschnitte der Kreisverbände betrachten und in einem
gemeinsamen Dialog darüber beraten und befinden, wo wir Synergieeffekte sehen
und Veränderungen anstreben könnten. Hierbei kann der Landesvorstand den Auftakt
bieten und gemeinsam mit den Vertretern der Kreisverbände Überlegungen für eine
Strukturreform initiieren. Dabei meine ich nicht, den Verbänden etwas
überzustülpen, sondern in Ruhe darüber zu befinden, welche freiwillige
Zusammenarbeit und Strukturen die nächsten Jahre unseren Weg bestimmen könnten.
Unser Mut ist bestimmt darüber zu beraten und nachzudenken, was wir gemeinsam
schaffen können.
Im Weiteren möchte ich fachlich die Themen Krankenhaus- und Pflegepolitik und
medizinische Versorgungsstrukturen in ländlichen Räumen mehr und besser
thematisieren. Fehlentwicklungen, ihre Auswirkungen und Folgen einer alternden
Gesellschaft drängen immer mehr in den Fokus der Betrachtung. Wir Grüne in
Sachsen-Anhalt dürfen bei diesen Themen nicht locker lassen. Gerne darf dies
auch hörbarer und lauter werden. Zu wenige Pflegepersonen versorgen immer mehr
Pflegebedürftige. Die Pflegeberufe benötigen mehr Mitspracherechte. Zu oft wird
über ihre Köpfe hinweg von anderen Professionen entschieden. Wie diese
Mitsprache aussehen kann, wird weiter zu besprechen sein. Fest steht, es braucht
in Sachsen-Anhalt für die Angehörigen der Pflegeberufe mehr Wertschätzung und
bessere Arbeitsbedingungen. Ebenso nötig sind bei weitestgehend privatisierten
Krankenhauslandschaften geeignete Instrumente, die sicherstellen, dass die
Träger ihrem Versorgungsauftrag nachkommen. Auch die Reform der Pflegeausbildung
im Bezug auf eine Ausbildungsumlage gehört diskutiert. Dies wird signifikant zu
einer Erhöhung der Ausbildungszahlen führen. Hier bin ich gerne bereit meine
Kraft und mein Wissen einzubringen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
wenn wir im Schatten der Koalition stehen, werden wir selbst keinen werfen. Die
Menschen in unserem Land haben eine bessere Regierung verdient.
Lasst uns gemeinsam für ein neues grünes Profil kämpfen, dass wir den
Bürgerinnen und Bürgern zur nächsten Landtagswahl als Angebot unterbreiten
können.
Lasst uns gemeinsam die nächsten zwei Jahre stark und mit klugen Argumenten
auftreten.
Lasst uns in den Gremien über die zukünftige Ausrichtung und Schwerpunkte
unserer Arbeit beraten.
Lasst uns gemeinsam überlegen, was wir im Hinblick auf unsere arbeitsfähigen
Strukturen ändern und anpassen müssen, damit wir in der Zukunft diese Arbeit gut
und gerne leisten können.
Hierzu möchte ich gerne meinen Beitrag leisten und bitte um Euer Vertrauen.
Euer Hinrich
Begründung
Hinrich Nowak
Gesundheits- und Pflegewissenschaftler (M.Sc.)
Krankenpfleger
Lehr- und Luft-Rettungsassistent
seit 02/1997 Mitglied im KV Anhalt-Bitterfeld
seit 2014 Vorsitzender des KV Anhalt-Bitterfeld
aktives Mitglied im Nabu
Mitarbeit Wildkatzenmonitoring BUND Sachsen-Anhalt und verschiedene andere Initiativen im Bereich des Naturschutzes
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