Veranstaltung: | 40. LPT BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt |
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Tagesordnungspunkt: | 14. Anträge |
Antragsteller*in: | Grüne Jugend, Landesfachgruppe Landwirtschaft (dort beschlossen am: 14.06.2018) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 15.06.2018, 15:36 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A-6-Neu: Landwirtschaft neu erfinden!
Antragstext
Landwirtschaft ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Menschheit.
Gerade hier in Sachsen-Anhalt hat sie eine große Bedeutung.
Über die Hälfte der gesamten Fläche Sachsen-Anhalts wird dank sehr fruchtbarer
Böden landwirtschaftlich genutzt, davon ca. 95% nicht-ökologisch.
Trotzdem beschäftigt die Landwirtschaft nur etwa 2,5% der Erwerbstätigen. Das
ergibt ca. eine Person pro 50 Hektar. Der Trend geht bundesweit zu immer weniger
und größeren Betrieben.
Dabei sind diese hier im Durchschnitt schon 4,5 mal so groß wie im
Bundesdurchschnitt.
Die wirtschaftlichen Erträge unserer Böden landen also in den Händen von wenigen
Menschen, während sich die Folgen der industriellen Landwirtschaft durch das
Auslaugen der Böden, die Verschmutzung der Gewässer und durch die Bedrohung der
Artenvielfalt bemerkbar machen und uns alle angehen.
Wir stellen uns gegen diese ungerechte Nutzung und langfristige Zerstörung
unserer Lebensgrundlagen und fordern die Förderung einer kleinteiligen
ökologischen Landwirtschaft. Einem Höfesterben muss mit der Erhaltung und
Übernahme alter Betriebe, aber auch durch die Gründung neuer
landwirtschaftlicher Betriebe entgegengewirkt werden.
Die direkte finanzielle Förderung ist ein wichtiges Instrument um neuen
Landwirt*innen einen Start zu ermöglichen. Wir begrüßen die schon angelaufenen
Maßnahmen wie die Jungbauernprämie, fordern aber, diese weiter auszubauen,
insbesondere für Gründungen in der ökologischen Landwirtschaft.
Dazu gehört auch die Ermöglichung der Ausbildung und Forschung in der
ökologischen Landwirtschaft. Die Berufsschulen, die Fachhochschulen und die
Universitäten sollen ihre Lehrpläne um den Ökolandbau erweitern, um das Wissen
in dem Bereich praktisch nutzbar zu machen. Zusätzlich soll eine Professur für
ökologische Landwirtschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und
langfristig ein eigenes Forschungszentrum entstehen, da hier trotz vorhandenem
Wissen noch Forschungsbedarf besteht.
Außerdem wollen wir, dass Boden nicht weiter zum Spekulationsobjekt wird,
deshalb sollen junge Landwirt*innen ein Vorkaufsrecht auf Agrarflächen erhalten
und der Verkauf von Flächen an nicht-landwirtschaftliche Unternehmen soll
eingeschränkt werden.
Auch die, der Landwirtschaft nachgeordnete, lebensmittelverarbeitende Industrie
wird von Großbetrieben dominiert. Das liegt unter anderem daran, dass
gesetzliche Bestimmungen (z.B. Hygienevorschriften) an die Anforderungen und
wirtschaftlichen Möglichkeiten von Großbetrieben angepasst sind. So wird das
nötige Startkapital für Neugründungen in die Höhe getrieben, was effektiv die
Gründung kleiner Betriebe verhindert.
Eine weitere Möglichkeit zur Stärkung kleiner Betriebe sehen wir in der
solidarischen Landwirtschaft. Durch die garantierte Abnahme bestimmter Mengen an
produzierten Lebensmitteln besteht für die Betriebe Planungssicherheit und die
Verbraucher*innen erhalten Einblicke in die Produktionsweisen und wissen, dass
ihre Lebensmittel regional produziert werden, also keine langen Transportwege
hinter sich haben. Wir wollen deshalb mehr Menschen die Möglichkeit geben, an
solchen Projekten teilzuhaben und regen zur Entwicklung einer Plattform an, auf
der sich Verbraucher*innen und Landwirt*innen finden können. So können die
Landwirt*innen in gewissem Maß von den Marktzwängen befreit werden.
Gesellschaftliche Initiativen zur Förderung einer solchen progressiven
Landwirtschaft wollen wir unterstützen und zivilgesellschaftliches Engagement in
dieser Richtung ermöglichen und politisch fördern.
Wir wollen nicht zurück zur (ebenfalls kleinbäuerlichen) Landwirtschaft von vor
100 Jahren, sondern den Weg bereiten für eine moderne, sozial und ökologisch
nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft.
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